Immer wieder werde ich nach Tipps für einen gelingenden Leselernprozess gefragt. Mein Rat ist jedes Mal derselbe – Förderung beginnt an der Basis, also bei den Vorläuferfähigkeiten. Erst wenn diese gut abgesichert sind, kann der Leselernprozess gelingen!

Die wichtigsten Vorläuferfähigkeiten bei Lernen des Lesens sind Silben segmentieren, Reimwörter erkennen sowie Lautanalyse (An-/In-/Endlaute erkennen und heraushören). Zusammengefasst werden diese Bereiche unter dem Fachbegriff „Phonologische Bewusstheit“.

Silben und Reime werden sehr häufig im Kindergarten geübt und trainiert und fallen den Kindern am Anfang der ersten Klasse erfahrungsgemäß sehr leicht. Im Bereich der Lautanalyse haben einige Kinder zu Beginn Schwierigkeiten. Das Heraushören des Anlautes (Was hörst du am Anfang bei „Affe“?) ist noch relativ einfach, beim Bestimmen des Endlautes (Was hörst du bei „Haus“ am Ende?) oder des Heraushörens eines bestimmten Lautes (Wo hörst du das „M“? Anfang, Mitte oder Schluss?) haben viele Kinder Probleme und brauchen vielfältige Übungssettings.

Heute möchte ich euch mit ein paar einfachen Spielen inspirieren und euch einen kleinen Einblick in spielerisches, ganzheitliches Lernen geben. Je nachdem, welcher Förderbereich geübt werden soll, könnt ihr die einzelnen Übungen kreativ umwandeln!

1.// Lautspaziergang

Legt einen Laut fest, der speziell trainiert werden soll. Schreibt den Buchstaben am besten auf ein Blatt Papier. Nun geht ihr durch die Wohnung und sucht Gegenstände, welche mit eurem ausgewählten Laut beginnen. Am Foto seht ihr beispielsweise unseren Lautspaziergang zum „L“.

Ihr könnt einen Lautspaziergang auch im Garten, in der Garage oder im Keller durchführen!

Lautspaziergang

Einfachere Variante: Ihr könnt auch Gegenstände suchen, welche den gewünschten Laut generell enthalten, egal ob am Anfang, in der Mitte oder am Schluss.

Geschwister machen mit: größere Geschwister können die Wörter auf ein Blatt Papier schreiben, beispielsweise in ein aufgemaltes Körbchen. Sie können die Wörter mit den Begleitern schreiben oder diese nach dem ABC ordnen.

2.// Besuch in Hörstadt

Für diese Idee werden einige Häuser auf ein großes Blatt Papier gemalt. Schreibt nun in die Dächer der Häuser Laute, die ihr üben möchtet. Schnappt euch Kataloge und Zeitungswerbung und sucht Dinge, welche mit den gesuchten Lauten beginnen. Schneidet die Bildchen aus und klebt sie in die passenden Häuser.

Besuch in Hörstadt

Tipp: Kann euer Kind bereits einige Buchstaben, dürfen die Wörter natürlich auch geschrieben werden.

Findet ihr zu einem Buchstaben wenig Bilder, könnt ihr Dinge mit dem gesuchten Laut zeichnen.

3.// Schnelle Spiele aus meinem Buch

In meinem Buch „Kinder spielerisch fördern“ dreht sich ein ganzes Kapitel um das Thema „Phonologische Bewusstheit“. Zwei Ruckzuck – Ideen, welche ihr direkt umsetzen könnt, verrate ich euch jetzt:

Buch "Kinder spielerisch fördern"

Kreise dreh dich!

Für diese Idee braucht ihr einen Kreisel. Habt ihr keinen, könnt ihr eine Sanduhr oder Stoppuhr verwenden.

Der Spielleiter legt einen Laut fest, welcher geübt werden soll. Einer der Spieler beginnt, den Kreisel zu drehen. Solange der Kreisel sich dreht, rufen die Kinder so viele Wörter wie möglich mit dem gesuchten Buchstaben. Der Spielleiter zählt die richtigen Antworten mit. Nach ein paar Runden kann man so die Sieger – Runde ermitteln.

Finde das faule Ei!

Bestimmt einen Laut, welcher geübt werden soll. Lege nun mehrere Gegenstände vor dein Kind. Alle Gegenstände beginnen mit gesuchtem Laut, nur einer nicht. Dies ist das faule Ei und es gilt, dieses herauszufinden.

Tipp: Die Gegenstände können wie bei uns (siehe Foto) in einer Fühlbox versteckt werden. So wird gleichzeitig der Tastsinn gefördert.

Variante: Seid ihr unterwegs könnt ihr das Spiel ohne Gegenstände umsetzen. Es geht beispielsweise um den Laut „W“. Finde das faule Ei: „Rose, Wolke, Wald, Wal“ -> Rose ist das faule Ei!

Lass auch dein Kind ein Rätsel stellen – das fördert zusätzlich die Fähigkeit der Problemlösekompetenz!

4.// Übungen mit Kastanien – Buchstaben

Mit Kastanien – Buchstaben kann man wahnsinnig viele Ideen zur Förderung des Lesens und Schreibens umsetzen. Schreibe auf jede Kastanie einen Buchstaben des Alphabeths mit Permanentmarker. Buchstaben, die häufig vorkomen solltest du auf zwei oder drei Kastanien schreiben.

Anlaute zuordnen

Nimm nun einen Korb voller Gegenstände und lasse dein Kind die Anlaute der Dinge bestimmen. Sucht gemeinsam den passenden Kastanien – Buchstaben heraus und ordnet ihn zu.

Kastanien - Buchstaben Anlaut - Übung

Erstes Lesen – Silben auflegen

Meistens startet der Leselern – Prozess mit Silben bestehend aus zwei Buchstaben (ma, mi, so, ru,….). Lege verschiedene Silben mit den Kastanien auf und lass dein Kind vorlesen.

Variante: Du kannst ein Körbchen mit den gelernten Selbstlauten (a,e,i,o,u) und ein Körbchen mit den gelernten Mitlauten (m,s,w,t,….) fülllen. Lass dein Kind aus jedem Korb eine Kastanie ziehen, lege beide zusammen und lass dein Kind laut vorlesen. Tausche die Kastanien dann und lass wieder vorlesen (am -> ma).

Wörter legen

Beherrscht dein Kind bereits mehrere Buchstaben, kannst du lautgetreue Wörter mit den Kastanien auflegen lassen. Ihr könnt damit auch Lernwörter auflegen und üben!

Ich hoffe, die Ideen haben euch gefallen und bereiten euren Zwergen und euch eine schöne, motivierte Lernzeit!

Weitere Lernideen findet ihr unter „Ideen für Schulkinder“.

Alles Liebe, Eure Sandra